Über die Gehorsamskultur

Für mich ist die typisch deutsche Gehorsamskultur an so vielem Schuld, was in unserer Gesellschaft schief läuft. Sie ist Schuld, dass viele Erwachsene es nicht mehr schaffen, morgens aufzustehen. Weil sie sich so angepasst haben, an die Erwartungen der Gesellschaft, dass sie sich selber nicht mehr spüren. Also das, was sie wirklich irgendwann einmal wollten vom Leben. Sie haben die Kraft und Leichtigkeit des Lebens eingetauscht gegen ein Bild, das nicht der Realität entspricht.

Die Gehorsamskultur ist Schuld, dass sich viele bei wichtigen Lebensentscheidungen von Ängsten treiben lassen. Weil sie sich selbst nicht kompetent erlebt haben. Ganz nach dem Motto: Bevor ich es falsch mache, lass ich es lieber ganz. Verdammt viele Menschen bleiben so einfach ihr ganzes Leben weit unter ihren Möglichkeiten. Und dafür bezahlt im Endeffekt eine ganze Gesellschaft.

Kurzum: Wenn wir die Integrität unserer Kinder heute wieder und wieder verletzen, durch Strafen, Gewalt oder weil wir sie wiederholt nicht sehen in ihrer Individualität – dann zahlen wir morgen den Preis dafür.

Ein Spruch von Jesper Juul, der ganz gut dazu passt:
Die Qualität jeder Eltern-Kind-Beziehung misst sich nicht an den Regeln, die sie haben, sondern am Umgang wenn diese Regeln gebrochen werden.

Deine Bettina Hornberger

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